Vor- und Fruehgeschichtliche Zeit

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Vor- und Frühgeschichtliche Zeit

Zu welcher Zeit der Mensch zum ersten Male unseren Heimatboden betreten hat, wird immer im dunkeln bleiben. Im Laufe der letzten dreißig Jahre konnte man jedoch durch Funde und Forschungen zu der überraschenden Erkenntnis kommen, daß unser Heimatbereich nicht erst seit den bislang bekannten Beur- kundungen im 13. und 14. Jahrhundert besiedelt war, sondern schon vor 3000 Jahren Menschen im Flurbezirk Mainleus ansässig waren. Natürlich kann man über das Leben und Wirken dieser Menschen keinen genauen Aufschluß geben, denn es fehlen ja jegliche schriftliche Aufzeichnungen, da die Menschen dieser Kulturepoche noch keine Schrift besaßen. Aber die Grabfunde, die unmittelbar im Wohnbezirk unserer Gemeinde gemacht wurden, verraten, daß die Bewoh- ner der Bronze-, Hallstatt- und La-nne-Zeit angehörten. Das Maintal mit seinem Wild- und Fischreichtum bot eine gute Ernährungsgrundlage. Die leicht zu bearbeitenden Böden der Talsohle und die der nach Süden geneigten Hänge mögen diese Bewohner aber auch schon frühzeitig zur Bearbeitung des Bodens angeregt haben, um ihm Brotfrucht für gesicherte Lebensexistenz abzuringen.

1. Urgeschichtliche Funde

Zuerst sei erwähnt, daß auch bedeutsame eiszeitliche Funde gemacht wurden. Bei der Ausbaggerung des Eisweihers bei dem Weiler Unterauhof durch das Kiesgeschaft Konrad Wagner wurden am 23. 7. 1959 aus 6 m Tiefe Bruch- stücke eines Mammutskelettes zutage gefördert. Man fand ein 1 m großes Teil- stück und die Spitze eines Stoßzahnes, verschiedene Fuß- und Schulterknochen und mehrere Backenzähne. Der Aufmerksamkeit des Baggerführers und des Firmeninhabers ist es zu verdanken, daß diese Fragmente einer vor 20 000 Jah- ren lebenden, heute nicht mehr existierenden Tiergattung nicht in die Zerkleine- rungsmaschine gerieten, sondern von Oberstadtschulrat Max Hundt, Kulmbach, sorgfältig präpariert in einer großen Glasvitrine im Naturwissenschaftlichen Museum auf der Plassenburg aufbewahrt und so einem großen Kreis von Be- schauern zugänglich gemacht wurden. Zwei Jahre später wurden, wenig von der ersten Fundstelle entfernt, noch einmal Knochenteile eines Mammuts aus- gebaggert und sichergestellt. Teilstücke zweier Hirschgeweihe, die nach wissen- schaftlichen Untersuchungen ein Alter von 7000 Jahren aufweisen, wurden gleichfalls aus der Tiefe gehoben und sind heute im Privatbesitz des Unter- nehmers. Im Jahre 1962 konnte erneut ein vorgeschichtlich außerordentlich interessan- ter Fund gemacht werden. Es handelt sich um eine Hirschgeweihhacke, die auf ein Alter von 5000 Jahren geschätzt wird. Es ist das erste Stück dieser Art in Nordostbayern.


2. Vorgeschichtliches Gräberfeld

Schon früher, im Jahre 1937, sollte man beim Ausschachten einer Baugrube auf der Pl.-Nr. 137 (Anwesen Foit) auf ein großes Gräberfeld der Bronze- und Frühhallstattzeit stoßen. Der Steinsetzung aus Sandsteinen als Umrandung des Grabes maßen die Arbeiter in Unkenntnis keine Bedeutung bei. Als sie die noch völlig unbeschädigte Grabkammer aufrissen und zwei sehr gut erhaltene Urnen fanden, zerschmetterten sie diese und verarbeiteten sie im Beton. Nur eine Bron- zespitze schien des Aufhebens wert und wurde mit nach Hause genommen. Sie tauchte anläßlich einer unterrichtlichen Belehrung über die Bronzezeit in der Schule auf und fand nach gründlicher Untersuchung durch den Vorgeschichts- forscher Max Hundt im Luitpoldmuseum Aufnahme. Die Annahme, daß bronze- zeitliche Siedlungen nur auf den Jurahöhen bestanden hätten, die Talniederun- gen aber von Menschen der damaligen Zeit gemieden worden wären, wurde damit widerlegt. Es hieß nun ein wachsames Auge zu haben, wenn weitere Häuser in der Nähe des Foit'schen Gebäudes errichtet wurden. Die am Bau beschäftigten Ar- beiter wurden dahingehend belehrt, daß sie beim Erdaushub auf zutage tretende Sandsteine zu achten hätten. Prompt stieß man wieder auf eine Grabumrandung, as Hans Rosa im Jahre 1938 ein zweites Haus errichtete. Oberstadtschulrat Hundt nahm nun die Ausgrabungen mit wissenschaftlicher Exaktheit vor. Der Verwesungsschatten, erkennbar an der dunkleren Färbung des Erdreiches, war nicht auf die normale Größe des hier Bestatteten beschränkt, sondern zerflossen, ein Zeichen, daß das Gebiet einmal überflutet worden war. Es wurden ein tor- diert gegossener Bronzehalsring, ein Nadelbruchstück und ein Mondamulett gefunden, ein Beweis, daß es sich um eine Frau gehandelt hat. Ein Skelettflach- grab aus der Bronzezeit war damit einwandfrei ermittelt. Nachdem auf diesem Grundstück ein zweites Grab freigelegt worden war, mußte damit gerechnet werden, daß das Gelände noch weitere Grabstätten aus der Bronze-, Hallstatt- und La-Une-Zeit bergen würde. Die Annahme fand ihre volle Bestätigung, als man bei Errichtung von Bauten, Ausheben von Kana- lisationsgräben, ja Setzen von Einfriedungssäulen und Obstbäumen immer wie- der auf Sandsteingrabfassungen stieß. Oberlehrer Helmut Reul, der inzwischen Mitarbeiter des Forschers Max Hundt geworden war, richtete sein Augenmerk auf jede neue Baustelle. Ihm ist es dann auch erstlich zu verdanken, daß im Jahre 1950 und im Jahre 1962 systematische Ausgrabungen vorgenommen wur- den. Sie führten zur Freilegung von Urnengräbern und einem Brandschüttungs- grab aus der Bronzezeit, Stufe D, Hallstattzeit, Stufe A, und La-The-Zeit, Stufe A. So stieß man im Februar 1962 bei Grabungsarbeiten im Zuge der Kanalisation des Romanweges auf eine bereits zerstörte Urne mit Leichenbrand, dann weiter auf zwei Scherbennester, aus denen Oberstadtschulrat Hundt und Oberlehrer Reul in mühevoller Arbeit eine große rote Urne mit Beigaben sowie zwei weitere schwarze Urnen sicherstellen konnten. Es waren Urnengräber der ausgehenden Bronzezeit um rund 1000 Jahre vor Christi Geburt. In sorgsamer Kleinarbeit setzte Reul die Scherbenreste zur Urne vom Boden bis zum Rand zusammen und ergänzte sie zur vollständigen Form. Sofern Teile fehlten, goß er die freien Stellen mit Gips aus. Er färbte sie auch im ursprünglichen Grundton ein. So rekonstruierte er das ganze Urnengrab mit der umrandenden Steinset- zung, der Steinplatte als Sockel für die Urne mit dem Leichenbrand, einer flachen Tonschale als Urnendeckel, dem Beigabengefäß, einer Tontasse und einem Schnurhenkeltöpfchen. An den Formen und Verzierungen ist zu erkennen, wie sich die Menschen, das heißt in diesem Falle die sich als Töpfer betätigenden Frauen jener Kulturzeit, bemühten, die für sie im Preis unerschwinglich hohen Bronzegefäße durch kunstvolle Tongefäße zu ersetzen. Den sorgfältigen Bei- gaben verdanken wir diese Zeugnisse einer hohen Kulturepoche. Man verbrannte den Toten, denn man wollte vor den Geistern seine Ruhe haben.

Man Schuf aber auch dem Toten jener Zeit eine richtige Wohnstätte und gab ihm mit, was er im Leben gebraucht hatte. Alles deutet darauf hin, daß man an seine Un- sterblichkeit glaubte, wenn auch nicht mehr in der Form, wie er als Lebender unter der Familie geweilt hatte. Die Nachsuche Reuls am Ausgrabungsort wurde durch Funde von zwei gedrehten Oberarmringen belohnt. Beide bereichern heute die Sammlung der Gegenstände im Luitpoldmuseum. Unsere engere Heimat muß im Laufe der früheren Jahrtausende also zu- nächst von einem bronzezeitlichen Hirtenvolk, das seine Toten unverbrannt unter einem steinernen Grabgemach beisetzte, das dann mit Erdreich überdeckt wurde, besiedelt gewesen sein. Später, in der Endphase der Bronzezeit, dürfte sie von einem Zuwandererstrom einer unbekannten Völkerfamilie überwandert worden sein, die auffallenderweise die von den Bronzezeitleuten gemiedenen Flußläufe besiedelte. Sie nahm die Bestattung ihrer Toten durch Verbrennung vor. Asche und Knochenreste wurden in Urnen gesammelt und beigesetzt. Hundt hielt an der Theorie fest, daß die Durchdringung friedlich vor sich gegangen sein müsse. Später drangen die Hallstattleute in den Jura vor, und sie ent- wickelten die blühende Kultur der frühen Eisenzeit. Die auffallend zahlreichen Scherbenfunde am Westrand von Mainleus und auch im Nordwesten der Gemeindeflur deuten im Verein mit dem freigelegten Gräberfeld darauf hin, daß die Menschen dieser Zeit schon in einfacher Dorf- gemeinschaft zusammengewohnt haben mußten. Da sie in ihrer Kultur noch nicht so weit fortgeschritten waren, daß sie die Schrift besaßen, gibt es keine anderen Übermittlungen aus dieser Zeit als eben nur diese Funde. Sie sind von großer Wichtigkeit für die Erforschung jener Kulturepochen, die ja erst in viel- fachen mosaikartigen Erkenntnissen festgelegt sind, so daß man sich nur ein unge- fähres Bild von jenen Zeiten machen kann. Von Mainleus kann mit Befriedi- gung festgestellt werden, daß die hier betriebenen Ausgrabungen und Forschun- gen einen Beitrag hierzu geleistet haben. Ein nichtbeachteter Gegenstand aus der Bronzezeit, der durch einen Schüler den Weg in die Schule nahm, führte in nur 30 Jahren zu bedeutsamen Aufschlüssen und Forschungsergebnissen vor- geschichtlicher Zeiten. Die Gemeinde hat den Weg zu dieser historischen Aus- grabungsstätte den Namen „Zum Gräberfeld" gegeben.


3. Der frühgeschichtliche Turmhügel in Unterauhof

Ein frühgeschichtliches Denkmal bedarf der besonderen Erwähnung. Es ist dies der Turmhügel in Unterauhof. Der Aufmerksamkeit des Heimatforschers Hans Edelmann, Kulmbach, ist es zu verdanken, daß diese alte Wehranlage, die wie eine große Anzahl ähnlicher Anlagen in Oberfranken etwa um 1000 Jahre n. Ch. Geburt entstanden sein mag, entdeckt und von der Behörde unter Denkmal- schutz gestellt wurde. Sie hat in unruhigen Kriegszeiten für die Bewohner der beiden Höfe als Zuflucht- und Schutzstätte gedient. Die beiden Anwesen wer- den 1372 urkundlich erstmals erwähnt und waren Besitz der Herren von Wal- denfels, später der Förtschen zu Thurnau und nach deren Aussterben im Jahre 1426 der Herrschaft Künßberg zu Wernstein. „Der Turmhügel, stark erhöht über der Mainaue, weist eine ovale Form von 17 : 20 m Durchmesser auf. Er wird von einem Ringgraben umschlossen, der an manchen Stellen 11 m breit ist, so daß der Gesamtdurchmesser der Anlage etwa 35 : 40 m breit ist. Auf der Höhe des Turmhügels, 2,9 m über der Grabensohle liegend, erhebt sich ein klei- nes Steinhaus, das heute durch Zuschüttung des Grabens an der Südseite einen Zugang hat und von den Besitzern als landwirtschaftlicher Lagerraum benutzt wird. Der Graben, der ursprünglich mit Wasser gefüllt war, ist heute trocken- gelegt. Die tiefen Baggergruben in unmittelbarer Nähe des Bauwerkes verbau- ten den natürlichen Zulauf des Wassers und senkten überdies den Grundwasser- spiegel. Die Anlage wurde 1954 vermessen und ist seitdem als ältestes Baudenk- mal der Gemeinde im Interesse der Erhaltung solcher einfacher, geschichtlich interessanter Bauwerke vor der drohenden Zerstörung durch Menschenhand geschützt" (Edelmann).


4. Zeugnisse aus der frühgeschichtlichen und frühmittelalterlichen Zeit unseres weiteren Heimatlandes

Zwischen der durch Bodenfunde erwiesenen vorgeschichtlichen Besiedlung der Mainleuser Gemeindeflur und den bisher in Archiven gefundenen schriftlichen Aufzeichnungen über Namensnennung des Ortes Mainleus und der dazugehöri- gen Ortschaften Pölz, Heinersreuth und Wolpersreuth klafft eine Lücke von etwa 1500 Jahren. Für diesen Zeitraum kann man nur allgemein bekannte ge- schichtliche Tatsachen anführen oder sich auf Funde im weiteren Heimatbereich stützen, die Rückschlüsse auf den engeren Heimatbezirk zulassen.

Germanische Volksstämme verdrängten die bisher in unserem Raum ansässig gewesenen Kelten oder saugten deren vereinzelt zurückgebliebene Volkssplitter in ihrem Volkstum auf. Nach Ansicht des Geschichtsforschers Dr. Georg Raschke tauchten um die Zeitenwende im Maingebiet Hermunduren und Sueben auf. Gräber aus dieser Zeitepoche sind bei Staffelstein entdeckt worden, und zwar handelt es sich hierbei um Brandbestattungen, "wobei in Schalenurnen alles enthalten war, was das Scheiterhaufenfeuer überstanden hatte, wie Kno- chenreste, absichtlich zusammengebogene Schwerter und Lanzen, Geräte und Schmuck". Auf dem Gräberfeld in Mainleus konnte bislang ein solches Grab noch nicht gefunden werden, doch ist anzunehmen, daß ein seit einem Jahr- tausend bewirtschaftetes Kulturland an den Talhängen des Mains von den neu hinzugekommenen Menschen nicht aufgegeben wurde, sondern nach wie vor besiedelt blieb. Für das vierte Jahrhundert n. Chr. ist nach den Forschungen von Reinecke mit der Anwesenheit von thüringischem Volkstum in unserem Gebiet zu rechnen als Nachfolger der hermundurischen Gruppe. Bergsiedlungen auf dem Staffelberg und dem Turmberg bei Kasendorf sind erwiesen. Die Aus- grabungen gaben Erzeugnisse dieses germanischen Volksstammes frei, wie Fibeln, Töpferwaren, Gebrauchsgeräte. Mainleus kann auch für diesen frühgeschicht- lichen Kulturkreis vorerst keine Zeugnisse aufweisen. Geschichtliche Tatsache ist, daß die Thüringer in der Völkerwanderungszeit im 5. Jahrhundert einen mächtigen Staat gründeten, der sich von ihrem Stammland in südlicher Rich- tung über die Oberpfalz hinweg bis an die Donau erstreckte und damit das Obermaingebiet mit einbezog.

Vor den Thüringern hatten bereits die Franken am Niederrhein innerhalb der germanischen Volksstämme eine überragende Bedeutung erlangt. Nach der sich immer mehr ausweitenden Landnahme bis tief in das heutige Frankreich hinein stießen sie auch in östlicher Richtung vor. In der Schlacht an der Unstrut im Jahre 531 besiegten sie die Thüringer. "Während die Westfranken im ehe- mals römisch-gallischen Raum allmählich ihre germanische Sprache einbüßten, hat sich der auf altgermanischem Boden gebliebene Teil der Franken seinen germanischen Charakter und seine alte Sprache bewahrt. Vom Nordmeer bis zum Fichtelgebirge sind es Franken, die die Ufer des Rheins und dann des Mains von der Mündung bis zur Quelle und auch die Täler der Nebenflüsse bewohnen" (Dr. Wilhelm Kraft). Planmäßig wurde das Land mit Stützpunkten überzogen, die die Besitzergreifung militärisch und verwaltungsmäßig sicherten. So entstanden im Jahre 741 in Hallstadt und in Königsfeld, früher Königshof, südwestlich unseres Kreisgebietes, Königshöfe mit vielfachen Aufgaben und weitreichenden Rechten. Die eroberten Gebiete wurden in Gaue oder Graf- schaften eingeteilt. Unser Landstrich gehörte zum Radenzgau (Regnitzgau). Der Graf als königlicher Beamter übte die Gerichtsbarkeit aus, rief den Heerbann auf und verwaltete die Einnahmen.

Die aus dem böhmischen Raum in der Völkerwanderungszeit eingewanderten Slawen wurden hinter den Böhmerwald zurückgedrängt. »Von einer dauernden Besiedlung oder einer weit ausgreifenden selbständigen Niederlassung der Sla- wen berichten keine Quellen. Dagegen läßt sich die deutsche bzw. germanische Besiedlung des Obermaingebietes von Bamberg bis zum Fichtelgebirge nachwei- sen an der Bezeichnung der Orte mit den Endungen -dorf, -bach, -hausen, -ho- fen. Auch die Bestattungsart in Reihenanordnung ist typisch (Kleetzhöfe-Fel- kendorf). Es gibt keine heidnische Brandbestattung mehr. Alle Gräber haben nun die heute übliche Orientierung Ost-West" (Dr. Kraft).

Hand in Hand mit der politischen Macht wurde auch das Christentum in die eroberten Gebiete vorgetragen. Die Gründung des Bistums Würzburg im Jahre 741 sollte auch für unsere Gegend Bedeutung erlangen. Nach den Anga- ben von Pfarrer Renz in Melkendorf geht die Entwicklungsgeschichte der Pfar- rei Melkendorf bis zum Jahre 880 zurück. Bei der Gründung des Bistums Bam- berg im Jahre 1007 wird Melkendorf als eine schon länger bestehende Pfarrei in den Urkunden bezeichnet und dürfte damals ein Gebiet umfaßt haben, das im Osten über Kulmbach hinaus (Anm.: Die Stadt Kulmbach existierte zu dieser Zeit noch nicht), im Südosten bis Drossenfeld, im Süden bis Wonsees und im Norden über den Patersberg hinausreichte, also das Mainleuser Gebiet mit ein- beziehend.

Mit der Einführung der Vasallität und des Lehenswesens war in der nach- karolingischen Zeit der Einfluß der Grafen bei Schwächung der Königsmacht immer mehr gewachsen. Ein mächtiges Grafengeschlecht waren die Schweinfurter. Wegen Empörung gegen den Kaiser verlor der Graf Hezilo von Creußen im Jahre 1005 Ämter und Lehen und durfte nur noch seinen Eigenbesitz behalten, so auch die Besitzungen im Zweimainland. Nach dem Tode des letzten Schwein- furter Herzogs Otto von Schwaben fiel das Gebiet an den Gestaden des Weißen und Roten Mains im Jahre 1057 an die Grafen von Andechs. Im Jahre 1135 wird Berthold von Andechs als Graf von Plassenberg genannt. Ihn dürfen wir als Erbauer der Burg auf dem Plassenberg betrachten. Lorenz Spitzenpfeil schreibt in einer geschichtlichen Abhandlung über den Landkreis Kulmbach und seine Kreisstadt im Jahre 1941: „Die Erbauung der Plassenburg war notwendig zum Schutz des im Zweimainland gelegenen Besitzes des Grafen gegen die Ausdehnungsbestrebungen des Bistums Bamberg. Damit trat in unserem Raum der die ganze deutsche Geschichte durchziehende Kampf zwischen weltlicher und geistlicher Macht äußerlich in Erscheinung. Plassenburg und Bamberger Dom waren jahrhundertelang baumäßiger Ausdruck dieses starken inneren Gegen- satzes." „Die Grafen von Andechs-Plassenberg waren im Jahre 1180 zu Grafen von Meranien und im Jahre 1208 zu Pfalzgrafen von Burgund emporgestiegen. Im Jahre 1248 erlosch das Geschlecht der Meranier im Mannesstamm. Erben der fränkischen Gebiete waren drei Schwestern des letzten Meraniers. Ein zwölfjähriger Erbfolgestreit wurde 1260 in Langenstadt am Roten Main durch einen Vertrag beendet. Die Herrschaft Plassenberg fiel an die thüringischen Grafen von Orlamünde. Die Orlamünder verschenkten viel Land an die Kirche, stifteten aus ihren Gütern das Kloster Himmelkron, verkauften die Burg Zwer- nitz an die Hohenzollern und gerieten bei diesen noch stark in Schulden. Daraus ergab sich im Jahre 1338 ein Kauf- und Erbvertrag, der schon 1340 nach dem Tode des letzten Orlamünders die Herrschaft Plassenberg den Hohenzollern zubrachte. Diese hatten damit das Zweistromland wieder vereinigt" (Spitzenpfeil).

Die ausführlichen geschichtlichen Darlegungen über die Herrschaft Plassen- berg sind zum besseren Verständnis später folgender Abschnitte der Chronik notwendig. Der fränkischen Landnahme in der Merowinger- und Karolingerzeit vom 7. bis 9. Jahrhundert folgte eine letzte Besiedlungswelle, die Dr. Kraft eine Binnenkolonisation nennt. Sie ging in der Hauptsache auf Anreiz oder Anord- nung der Grundherren zurück. Neben den reichen königlichen Grundbesitz ge- sellte sich der Großgrundbesitz der Kirche und des Hochadels. Vasallen des Königs oder der Grafen, die sich im Kriege oder auch in der Verwaltung große Verdienste erworben hatten, wurden mit Ländereien reich beschenkt. „Es war aber nicht etwa ein zusammenhängender Landbesitz, sondern lag weit verstreut in den Landen, manchmal ein Dorf, meistens aber nur einzelne Höfe oder Güt- lein, eine Selde oder gar nur ein Trüpfhaus." Diese überlassenen Zinsgüter bil- deten nach Dr. Kraft die eigentlichen Träger der wirtschaftlichen Kraft der Grundherren, weil sie ihm von ihren freien Besitzern oder leibeigenen Unter- tanen grundherrliche Zinsen oder Gülten brachten, teils in Naturalien (Zehnten), teils in Arbeitsleistungen (Frondienste) und später nur in Geld. Zur Mehrung ihrer Einnahmen und um die Abwanderung der Lehensleute und Leibeigenen in die sich in dieser Zeit bildenden Städte hintanzuhalten, betrieben weltliche wie geistliche Grundherren die Rodung ihnen gehörender großer Forsten. Es entstehen beträchtliche Neusiedlungen. Die Gründung der Ortschaften Heiners- reuth und Wolpersreuth geht eindeutig auf eine solche Besiedlungsmaßnahme zurück, wie wir im folgenden sehen werden. Nun tauchen Ortschaften, Weiler und Dörfer mit Namensendungen -reuth, -rot, -buch, -grün und -hül auf. Die Kirche gründet im gleichen Zeitraum viele neue Klöster, so die Benediktiner das Kloster Banz, die Zisterzienser das Kloster Langheim 1132, das für Main- leus bedeutsam werden sollte, das Zisterzienserinnenkloster Himmelkron im Jahre 1285 sowie das Frauenkloster Sonnefeld 1263. Mainleus mit seinen dazugehörigen Ortschaften tritt nunmehr aus dem Dun- kel der Geschichtslosigkeit heraus, weil Ende des 13. Jahrhunderts und anfangs des 14. Jahrhunderts Orts- und Personennamen erste schriftliche Beurkundun- gen erfahren haben.